Sonntag, 12. Dezember 2004

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FORTSCHRITT IM BILDUNGSWESEN

Ausbau und Umgestaltung des Bildungswesens gehören zu den wichtigsten Aufgaben der südafrikanischen Regierung. Auf diesem Gebiet sind seit der Demokratisierung deutlich messbare Fortschritte gemacht worden, vor allem im Bereich der Schulen. Es werden fortlaufend mehr Mittel aufgewendet: im Finanzjahr 2002/2003 waren es 2,01 Mrd. Rand, 2003/2004 2,5 Mrd. Rand und für 2004/2005 werden 3,02 Mrd. Rand in Aussicht gestellt.


MEHR KLASSENZIMMER

Die Beseitigung des Mangels an Klassenzimmern ist ein besonderes Ziel der Ausgabenpolitik. 2002/2003 wurden 3750 neue Klassenzimmer gebaut; bis zum Ende des Finanzjahrs 2003/2004 werden 4330 hinzugekommen sein. Im Vergleich zur Bildungspolitik der Apartheidzeit ist dies ein erheblicher Fortschritt.

Jedoch ist der Bedarf derjenigen Schulen, in deren Einzugsgebieten hauptsächlich Kinder aus armen Familien wohnen, noch längst nicht gedeckt. Noch viel zu viele Schülerinnen und Schüler erhalten ihren Unterricht unter ungünstigen Umständen: unter freiem Himmel, ohne die nötigsten hygienischen Einrichtungen, in baufälligen Klassenzimmern usw. Das Unterrichtsministerium hofft, bis Ende 2004 erreicht zu haben, dass jedes Schulkind wenigstens unter einem Dach unterrichtet wird.

Die Regierung hat einen Aktionsplan genehmigt, um die Verschaffung einer kostenlosen und guten Grundschulausbildung für alle zu sichern, so dass auch den ärmsten Kindern wenigstens das absolute Minimum an Schulbildung ermöglicht werden kann. Für Schülerinnen und Schüler, die gleich arm sind, sollen dem Plan zufolge landweit auch die gleichen Mittel aufgewendet werden.


BESSERE EXAMENSERGEBNISSE

Messbare Erfolge sind in bezug auf das Schulabschlussexamen zu verzeichnen. 1999 bestanden nur 48,9 % der Schüler und Schülerinnen das Examen, 2000 waren es 57,9 %, 2001 bereits 61,7 % und 2002 bestanden 68,9 %.



Südafrika - DIE REFORMDEBATTE IM BILDUNGSWESEN

Die sozialpolitische Situation in Südafrika ist hauptsächlich durch drei Faktoren gekennzeichnet: hohe Arbeitslosigkeit (38% der erwachsenen Bevölkerung), eine hohe Analphabetenquote (37% funktionale Analphabeten, d.h. 13,5 Mill. Menschen) sowie ein rasanter Anstieg der Verbreitung von HIV/AIDS. Die ungleiche Verteilung von Vermögen, Einkommen und Zugang zu Bildung ist weiterhin durch ein starkes Stadt-Land-Gefälle sowie ein Gefälle zwischen weißer, farbiger und schwarzer Bevölkerung bestimmt, die in eklatanter Weise das Erbe der Apartheid-Ära spiegelt.

Im Bewusstsein dieser Situation plant das Bildungsministerium, der Situation mit einer landesweiten Kampagne zu begegnen: TIRISANO (Mobilisierung).
Für den EB-Bereich formuliert TIRISANO einen formalen und einen non-formalen Ansatz. Für die formale Säule sieht ein Multi-Year-Implementation Plan eine Ausweitung des Angebots und des Zugangs zu zertifizierten Abschlüssen vor, wodurch für Millionen von Menschen eine nachholende Schulbildung mit Abschluss (Adult Basic Education and Training – ABET) ermöglicht würde. Dabei wird unterstellt, dass zertifizierte Abschlüsse einen leichteren Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglichen. Dieser weist allerdings in den letzten vier Jahren ein negatives Wachstum auf.

Mit der zweiten Säule im non-formalen Grundbildungsbereich sollen im Rahmen einer fünfjährigen Alphabetisierungs-Kampagne ab März 2001 die 3,5 Millionen absolut analphabeten Erwachsenen erreicht werden, die nicht über die notwendigen Startvoraussetzungen zur Teilnahme am ABET-System verfügen, sowie diejenigen, die nicht unbedingt ein Interesse an zertifizierten Bildungsabschlüssen haben. Die neue National Literacy Agency hat dieses Programm mit Namen South African Literacy Initiative (SANLI) konzipiert. Zur Durchführung von SANLI ist vor allem die Mobilisierung der zivilen Gesellschaft vorgesehen, die Finanzierung wird jedoch hauptsächlich von der EU und weiteren Gebern bestritten. Eine finanzielle Ausstattung der Budgets für diesen Bereich geht im staatlichen Haushalt zur Zeit nicht über 1% des gesamten Bildungsbudgets hinaus. Dies ist insofern problematisch, als der politische Wille der südafrikanischen Regierung nicht deutlich wird, zur Lösung dieses nationalen Problems sich nicht nur auf die Geberfreudigkeit des Nordens zu verlassen.

Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt, dass auf dem Weg zu einer EB als integralem Bestandteil des Bildungswesens in Südafrika einerseits ein Wandel zu offeneren und flexibleren Strukturen und Angeboten notwendig ist, andererseits eine Ressourcenumschichtung, die dem Bedarf an Grundbildung Rechnung trägt. Um dies zu erreichen, müssen die Kräfte der zivilen Gesellschaft durch Lobby und Advocacy aktiver werden. Das IIZ/DVV leistet seinen Beitrag für eine wirksamere EB-Praxis und -Politik durch seine vier Arbeitsschwerpunkte:
  • Stärkung und Förderung von Lobbystrukturen auf nationaler Ebene und deren Weiterführung auf Provinzebene durch die Zusammenarbeit mit AETASA (Adult Education and Trainer Association of South Africa): Eine öffentlichkeitswirksame Funktion kommt hier der Durchführung der Adult Learners Week zu.
  • Aufbau einer Grundbildungsstiftung zur speziellen Förderung von NRO mit dem Ziel der Schaffung eines Gegengewichtes zu staatlichen Aktivitäten und der Eröffnung komplementärer Wirkungsfelder im Bereich der Alphabetisierung.
  • Alternative Ansätze non-formaler Grundbildung: In einer Fischereikooperative wird Alphabetisierung verknüpft mit einkommensorientierten Aktivitäten. Innerhalb von REFLECT, einem entwicklungsorientierten Alphabetisierungsansatz, wird die Ausbildung von Multiplikatoren gefördert. Ziel ist die Unterstützung flexibler Lernaktivitäten.
  • Komplementär betont das IIZ/DVV in Südafrika mit der Unterstützung der Aus- und Fortbildung von Erwachsenenbildnern an Universitäten und Fachhochschulen die Bedeutung von qualifizierter Ausbildung für die Praxis.



http://www.iiz-dvv.de/deutsch/jb2000/afrika.htm

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